Eigentlich hatte ich eine Reise vor – meine regelmäßige Freitagabend-Klangreise. Gonggg ... Vorfreude auf den sanft schwebenden Ton, wenn Klangtherapeutin Bettina Koch mit dem Klöppel an ihre Schalen verschiedener Größen schlägt. Deren Klangspektrum reicht von feinen hohen bis zu wohligen tiefen Tönen. Bettinas angenehme Stimme lädt zu einem Spaziergang durch die Natur ein: Blühende Wiesen, quirlige Bäche, glitzernde Seen, schattenspendende Bäume tauchen vor dem inneren Auge auf. Ein wohliges Körpergefühl breitet sich dabei aus – zunächst von den Füßen her. Sanft treffen die Klangwellen auf die Fußsohlen. Gonggg ... Sie berühren die Haut. Man hat das Gefühl, eine Massage von außen und von innen zu empfangen.
Wann immer ich es einrichten kann, lasse ich mich von den Klangwellen ins Wochenende tragen.
Eigentlich auch heute wieder. Doch ich habe mir bei der „Anreise“ den Fuß verstaucht. Unter großen Schmerzen steige ich die Treppe hinauf – in mir ist gar keine Vorfreude mehr auf Entspannung, eher beschäftigen mich Reiserücktrittsgedanken beim Betreten des Klangraumes. Doch Bettina Koch bucht kurzerhand für mich um – von Klangreise auf Klangmassage. Der erste Unterschied: Ich liege auf einer Behandlungsliege. Der zweite: Während auf einer Klangreise die Schalen aus gewisser Entfernung ihre energetischen Wellen in den Raum schicken, werden sie jetzt direkt auf meinen Körper aufgesetzt. Das Wirkungsprinzip sei dasselbe, bei der Klangmassage aber stärker, sagt Bettina Koch. „In den 1980er Jahren“, so die Klangexpertin, „hatte der Physiker Peter Hess wissenschaftlich erklärt, wie von den klingenden Schalen rhythmische Schwingungen auf den Körper übergehen und feine Vibrationen erzeugen. Die wirken wie eine Tiefenmassage von innen, weil der Wasseranteil im menschlichen Organismus sehr hoch ist und die Wellen überträgt.“
Bettina Koch absolvierte ihre Klangtherapeuten-Ausbildung am Klangtherapiezentrum in Schwangau, das von Roland Hutner gegründet wurde. Dessen Therapiekonzept basiert auf dem Urvertrauen ins Dasein und auf der Bereitschaft, den Fluss des Lebens mit all seinen Herausforderungen und Wandlungsprozessen anzunehmen.
Ich spüre: Bei mir ist der energetische Fluss ins Stocken geraten. Das schmerzende und geschwollene Fußgelenk ist eine Blockade, die die Klangwellen nicht durchlässt. Die Klangtherapeutin erklärt: „Jede Körperzelle hat ihre eigene Frequenz. Sie sendet pro Sekunde eine bestimmte Anzahl von Schwingungen aus. Wenn die Frequenzen gut aufeinander abgestimmt sind, befinden wir uns in Harmonie. Bei Entzündungen oder Verletzungen gehen von den betroffenen Zellen andere Schwingungen aus, das gesamte Zusammenspiel kommt aus dem Takt – und unser Körper fühlt sich in Disharmonie.“ Während sie sanft mit dem Klöppel an die Schalen schlägt, stelle ich mir meine tanzenden Zellen vor, von denen einige ins Stolpern kommen. Gonggg ... das therapeutische Ziel der Klang-Techniken ist es, die Wellen durch die Blockade hindurch zu schleusen. Sie sollen den strauchelnden Zellen wieder einen Rhythmus vorgeben, nach dem sie ihre Schwingungen gleichmäßig ausrichten können. Ich sehe vor mir, wie sie sich schütteln und rütteln und neu aufstellen für ihren gemeinsamen Tanz. Das Gonggg ... schwingt immer länger, schickt seine Wellen durch meinen Körper. Ein wohliges Gefühl breitet sich aus.
„Den Energieschub nimmt sich der Körper als Impuls zur Selbstheilung und schickt ihn genau dorthin, wo er ihn braucht“, sagt Bettina Koch. Ich höre es noch mit halbem Ohr; habe keine negativen Gedanken mehr. Längst „reizt“ die wohlige Klangmassage mein limbisches System auf angenehme Weise. Es schickt zum Dank positive Signale in meinen Körper. Ich spüre keine Schmerzen mehr. Jetzt schließe ich die Augen und gehe doch noch auf meine Klangreise.