„Eisleben ist eine hübsche Stadt, von grünen Hügeln umgeben und weit in der Ferne sieht man die ersten Weinberge ...“, schrieb Hans Christian Andersen im Mai 1831 in sein Reisetagebuch.
Wer am 12. August dem Angebot von „tourenreich – Architektur- und Kunstreisen Mitteldeutschland“ folgen und einen Tag auf den Spuren des dänischen Dichters verbringen möchte, wird sich mit ähnlichen Bildern vor Augen der Stadt Eisleben nähern. Doch ist dies nicht nur eine Weinregion. Sie wird auch „Land der Pyramiden“ genannt, die Hinterlassenschaften des Kupferschieferbergbaus ähneln den ägyptischen Pharaonengräbern. „Vor einigen Häusern in der Nähe der Stadt, in denen Metalle geschmolzen werden, lag der schwarze Abfall wie kleine Berge und der weißblaue Rauch wirbelte hübsch über diesen Bergen und hinweg zu den grünen Feldern ...“ Solchen Andersen-Bildern begegnen wir heute nicht mehr in natura. Doch sie sind bedeutend für die wirtschaftliche Geschichte der Region. In den 1970er Jahren wurde hier der Kupferschieferbergbau eingestellt.
Des Bergbaus wegen war auch die Familie des Hüttenmeisters Hans Luder nach Eisleben gezogen. Hier wurde am 14. November 1483 deren Sohn Martin geboren.
„Andersen fuhr während seiner ersten Auslandsreise 1831 gezielt mit der Kutsche nach Eisleben, um den Geburts- und Sterbeort von Martin Luther kennen zu lernen“, sagt Beate Hagen. Die gebürtige Hamburgerin und in Sachsen-Anhalt lebende Journalistin lernte wie viele Kinder mit ihren Gute-Nacht-Geschichten auch die Andersen-Märchen kennen. Als Lehrerin unterrichtete sie später in Dänemark deutsch und dann in Deutschland dänisch. Allgemein hin wüsste man ja, dass Andersen im Harz unterwegs war, sagt Beate Hagen. Harzgerode, Alexisbad, Blankenburg – aber auch Eisleben, Merseburg, Halle... Dass es ausführliche Reisetagebücher gibt, entdeckte sie 2005 bei ihren Recherchen anlässlich des 200. Geburtstages des dänischen Dichters. Letztlich fand die Journalistin vom reiselustigen Dichter so viele Notizen, die in unserer Region führen, dass sie die einem Buch zusammenfasste: „Auf den Spuren von Hans Christian Andersen von Braunschweig nach Leipzig“.
„Auf den Spuren von Hans Christian Andersen“ führt auch ein Tagesausflug durch die UNESCO-Welterbestätte Lutherstadt Eisleben. Anbieter ist „tourenreich – Architektur- und Kunstreisen Mitteldeutschland. Tourenreich-Inhaberin Carmen Niebergall hält Augen und Ohren stets offen, damit ihr keine gute Anregung entgeht für ihre besonderen Reisekreationen. Ein Märchenerzähler auf den Spuren des Reformators ist da genau nach ihrem Geschmack. Martin Luther und Hans Christian Andersen als Paar von touristischer Magnetkraft – davon konnte die Reiseveranstalterin auch Beate Hagen überzeugen. Die Buchautorin wird den literarischen Tagesausflug am 12. August auf den Spuren von Hans Christian Andersen durch Eisleben begleiten.
Nach individueller Anreise treffen sich alle interessierten Literatur-Ausflügler und kleinen wie auch großen Märchenlieber um 10 Uhr an Luthers Geburtshaus. Stationen des Rundganges durch Eisleben sind u.a. der Schöpfungsgarten, Luthers Taufkirche, der „Schaffsche Gasthof“, wo Andersen übernachtet hat, und der Marktplatz. Es gibt Leseproben aus Andersens Reisebeschreibung und Märchen inklusive dänischer Kostproben „Damit wir wissen, wie viele große und kleine Märchenliebhaber den Spuren von Andersen folgen möchten, bitten wir um vorherige Anmeldung, sagt Reiseveranstalterin Niebergall. (Preis pro Person 29 Euro, die Hälfte für Kinder unter 14 Jahren, Gruppenausflüge können ab 15 Personen gebucht werden.)