Dies hier wird ein Trautisch, dies ist eine Beistellkommode, das wird die Kommode für die Orgel, und so wie dieser historische Stuhl mit den Intarsien in der Rückenlehne sollen auch die neuen aussehen ... soweit die kurze Führung durch die Werkstatt der Firma „Reinecke Holzbearbeitung“ in Ilsenburg. Bei der Gelegenheit ist zu erfahren, dass das Wernigeröder Rathaus sein kleines Trauzimmer neu gestaltet – und dabei auch den Kompetenzen der Tischlerei Reinecke vertraut.
An anderer Stelle steht der derzeitige „Star“ in der Werkstatt des Tischlermeisters: ein Waschbecken-Unterschrank aus Ahorn. Handwerkliches Geschick hat es fertig gebracht, dass sich die wunderschöne Maserung auf jeder Tür haargleich wiederholt.
Etliche private Auftraggeber sind Stammkunden, andere kommen durch „Weitersagen“ zu Frank Reinecke. Dessen Spezialität: Seine handgefertigten Möbelstücke sind Unikate und fügen sich ein in individuelle Wohnwelten. Sie setzen Akzente, ohne wie Fremdlinge zu wirken.
„Ich maßschneidere aus Holz“, sagt Frank Reinecke. Und meint es genau so. Bevor er ans Werk geht, nimmt er Maß. Den persönlichen Zuschnitt geht er mit Menschenkenntnis an. Wenn er sich mit dem Auftraggeber vor Ort verabredet, dann gleiche dieses Treffen eher einem Small-Talk als einem Geschäftsgespräch, sagt der Tischlermeister. Reinecke hört gut zu dabei und beobachtet – den Raum und dessen Bewohner. Reinecke ist nicht nur Meister seines Faches. Er hat schnell ein Gespür für das Besondere.
Im Kopf entstehen die ersten Bilder. Dann zaubert er tatsächlich Visionen aufs Papier. Gestalterische Ausbildung und das gewisse Feeling führen den Zeichenstift. Schließlich wuchs er in der Tischlerwerkstatt des Großvaters auf. Sie war seine Kinderstube, dann sein Jugendzimmer – auch noch in einem Alter, wo sich bei den meisten die Interessen ändern. Für Frank Reinecke gab es nie einen anderen Wunsch, als das Arbeitsleben in dieser Welt aus Holz zu verbringen; hier unter seinen Händen schöne Dinge entstehen zu lassen, mit denen sich die Menschen gern umgeben.
„Handwerk hat goldenen Boden“, sagt der Volksmund. In der Familie Reinecke sagt man das auch – bis heute. Allerdings weiß man auch, dass auf einem Boden irgendwann nichts mehr wächst, wenn er nicht gut mit Nährstoffen versorgt wird.
Reinecke düngt seinen Boden immer wieder mit unkonventionellen Ideen. Die sind nicht von weit her geholt. Wer wie er mit offenen Augen und mit dem Ohr an der Masse durch das Leben geht, ist nah dran an den Bedürfnissen von heute. Es sind andere als zu Zeiten des Großvaters, der den Betrieb in der Nachkriegszeit 1948 gründete und ihn bis 1988 führte. Die Mangelwirtschaft der DDR wiederum brachte andere Begehrlichkeiten hervor als die heutige Zeit. Das Möbelsortiment ist jetzt größer als jemals zuvor – aber größtenteils von der Stange eben, um im Bilde der Maßschneiderei zu bleiben. „Gerade wenn es um Möbel aus Holz geht, leisten sich wieder mehr Kunden das solide Handwerk“, sagt Reinecke und nickt zufrieden dabei.
Die Bedürfnisse der Reinecke-Kunden von heute lassen sich da wohl in einem Wort zusammenfassen: Qualität.