Christian Antz hat sich frei genommen – für seine Handwerker. Die gehören seit über zwei Jahren zum Leben seiner Familie und sind gern willkommen. Tragen sie doch dazu bei, dass das älteste Wohnhaus Magdeburgs denkmalgerecht saniert und mit zeitgemäßem Wohnkomfort ausgestattet wird – Schritt für Schritt. Im Grunde ist Christian Antz, der Kunsthistoriker, Kulturmanager und Professor für „Slow-Tourism“, Anhänger einer gewissen Gemächlichkeit, mit der unsere Vorfahren ihr Leben durchschritten. Er selbst entfaltet kreative Ideen, wenn es darum geht, aus der Hetze des Alltags auszusteigen – um einzusteigen in neue, bzw. eigentlich uralte Strategien der Langsamkeit. „Mit denen man auch und vor allem bei gesunder Seele ans Ziel kommt“, sagt Christian Antz. Und augenzwinkernd: „Wer ein Haus baut, möchte denn doch ein bisschen schneller ans Ziel kommen.“ Er ist angekommen. Sitzt mit einer Tasse Kaffee am langen hölzernen Esstisch. Daran auch zwei Kinderstühle.
Die Wohnzimmerfenster öffnen den Blick zum Domremter. „Ja, es fühlt sich gut an das Leben hier“, sagt er. Auf dem Fußboden ist eine Ritterburg aufgebaut. Auf dem Tisch liegen Fotos. Das Haus vor und während der Sanierung. Der Schwamm wurde entdeckt, da hatten er und seine Frau das Haus schon gekauft. Er schüttelt leicht ungläubig mit dem Kopf. „Heute fragen wir uns, wie wir das alles geschafft haben – noch dazu mit zwei Kleinkindern.
Andererseits erinnert er sich mittlerweile schon belustigt an seine „Beschaffungs-Fahrten“ über Land auf der Suche nach alten Kastenschlössern, Fenstergriffen, passenden Lampen, ... . In Erinnerung bleiben auch die Begegnungen und Bekanntschaften mit vielen interessanten, kundigen, hilfsbereiten Menschen. „Zum Beispiel haben wir eine Firma gefunden, die bereit war, für unsere Dachdeckung alte gebrauchte Biberschwänze zu verwenden. Was ja mit einem Mehraufwand an Arbeit und Zeit verbunden ist“, sagt Antz und erzählt von der Suche nach einem Tischler, der die Wandschränke gezimmert hat. Und von den Handwerkern, denen es tatsächlich gelungen ist, denkmalgerechte und energieeffiziente Sanierung miteinander zu vereinbaren. Vertreter von exakt 41 Gewerken waren und sind an der detailorientierten Instandsetzung des Hauses beteiligt.
Das „Haus Remtergang“ hat von seinem Hochplateau auf dem Domfelsen aus Zeiten gesehen, in denen das Leben sehr viel langsamer verlief verglichen mit dem von heute. So betrachtet gehört es hinein in das Leben des Ehepaares, das ein Bedürfnis nach Auszeiten hat, sich dann gern zwischen Langsamkeit und Sinnlichkeit bewegt. Wenn schon nicht im beruflichen Alltag, so soll dies doch im privaten Leben gelingen. Unter Nutzung auch der Annehmlichkeiten, die das moderne Bauen von Heute bietet. Was für den Slow-Tourismus gilt, gelte auch für das Leben, sagt Christian Antz: „Wir haben das Bedürfnis nach einem Ort, an dem wir psychische Entspannung finden, wo wir uns auf uns selbst besinnen können. Allerdings wollen wir an diesem Ort auf unsere individuellen Bequemlichkeiten nicht verzichten.“
Christian Antz liebt ein toskanisches Sprichwort: „L` uomo fa il luogo, e il luogo l` uomo“, was ungefähr bedeutet, dass der Mensch seinen Ort gestaltet und dass dieser Ort wiederum auch den Menschen prägt.“ Die tiefere Bedeutung dieses Spruchs wird das Ehepaar an seinen Kindern ergründen. Draußen vor der schweren Tür mit Knauf und großem Kastenschloss stehen ihre Tretautos.