Wir gestalten uns unser Leben insgesamt zu schnell: Meistens nehmen wir uns nicht die Zeit für ein Essen mit Genuss. Wir meinen, auf Situationen schnell reagieren zu müssen und überlegen vorher nicht gründlich. Wir reden schneller als wir denken. Selbst in der Liebe sind wir zu schnell“, zählt Sigrid Wege ein paar Beispiele auf, die zunächst banal erscheinen. Aber sie verdeutlichen, dass wir zu oft nicht gut zu uns selber sind. Wenn die Gesundheitsberaterin aus Magdeburg von „wir“ spricht, soll das keine pauschale Bewertung, sein aber doch ein Signal an jeden, über seine Lebensführung nachzudenken. Denn: Das Gefühl, alles wachse einem über den Kopf; der Alltag lasse sich nicht mehr bewältigen; man habe keine Entscheidungsfreiheit mehr über das eigene Leben ... beschleicht mittlerweile sehr viele Menschen aller Generationen.
Wenn Sigrid Wege davon spricht, „aus der eigenen Mitte zu geraten“, dann veranschaulicht sie das an einem Pendel: „In einem ausgleichenden Wechsel von Spannung und Entspannung kehrt es immer zu seiner Mitte zurück. Es kommt im Leben darauf an, dass diese Spannung nicht mit negativem Stress, sondern so oft wie möglich mit positiver Energie erzeugt wird.“
In ihren Gesprächen geht es zunächst darum herauszufinden, woher der Negativ-Stress kommt. Ist es beispielsweise die Arbeit, die unglücklich macht? „Wer selbst nicht die nötigen Impulse entfalten oder ausreichend Energie zum Jobwechsel aufbringen könne, sollte sich fachliche Unterstützung holen, sagt Sigrid Wege. In der Beratung gehe es darum, den Menschen zu befähigen, an Weggabelungen selbst zu entscheiden, wo es lang geht – ohne Angst vor der unbekannten Wegstrecke. Bevor man sich auf den Weg macht, solle man sich darum ein positives Bild von dem Ziel malen, als Stärkung und Motivation für unterwegs sozusagen.
„Es ist wichtig, wieder zu lernen, Wünsche konkret und zielgerichtet zu formulieren – an den Partner, die Partnerin, an die Kinder, die Kolleginnen und Kollegen ...“, meint Sigrid Wege und dass die Wünsche aber oft tief verschüttet liegen. Was hat mich in meiner Kindheit, Jungend glücklich gemacht? Was hat sich seitdem verändert? Für die Stärkung unserer inneren Mitte sei es wichtig, solche Fragen zu stellen, betont die Gesundheitscoacherin. Ebenso wichtig sei es, sich Zeit für die Formulierung von Antworten zu nehmen, wenn wir selber mit Forderungen und Wünschen konfrontiert werden. Und: „Während wir uns im Arbeitsalltag nicht ausschließlich mit Menschen umgeben können, die uns glücklich machen, können wir in unseren privaten Räumen selbst bestimmen, zu wem wir Kontakt halten.“ Überhaupt seien „selbst bestimmen“, „sich selbst bewusst sein“ und „selbst gestalten“ große Themen, wenn es darum gehe, die eigene Mitte (wieder) zu finden, sagt Sigtrid Wege.
Um in akuten Phasen die negativen Stressauslöser zu reduzieren, rät sie zu Entspannungstechniken beispielsweise aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, die die angespannten Muskeln lockern; zu Massagen und Bädern mit ätherischen Ölen; zu pflanzlichen Mitteln, die positiv auf die innere Balance wirken, auch zu frischen regionalen Lebensmitteln.
Einen sehr wirksamen Erste-Hilfe-Rat habe sie schon von ihrer Großmutter bekommen, erinnert sich die Gesundheitsberaterin: „Jetzt hol erst einmal tief Luft!“