Meine Lider sind schwer. Straßengeräusche kommen nur noch gedämpft an, wie aus weiter Ferne. „Stimmt, ich bin tatsächlich tief entspannt“, muss ich an das Vorgespräch mit Anja Winkelmann denken. Etwas skeptisch war ich bei ihrer Feststellung: „Jeder ist hypnotisierbar.“ Mit dem Zusatz: „Wenn er es möchte.“ – Ich will. Ich möchte mich in ein positives Grundgefühl bringen.
In einer vorangehenden Anamnese ergründet die Heilpraktikerin für Psychotherapie und Hypnosetherapeutin, ob Krankheiten oder andere Gründe einer erfolgreichen Hypnose im Wege stehen könnten. „Manchmal sind andere oder weitere professionelle Behandlungsmethoden angebracht“, betont sie auch die verantwortungsvolle Seite ihres Tuns. Die Hypnose ist eine Heilanwendung mit langer Tradition. Sie wurde in Zeiten angewandt, als es noch keine medizinischen Gerätschaften und Medikamente gab.
„Stressabbau“ ist nicht nur mein Thema, sondern Zeitgenossen kommen aber ebenso häufig mit Burn Out und Erfolgsblockaden zur Hypnose-Expertin. Auch das „Gewicht und Essverhalten“ sowie die „Rauchentwöhnung“ sind Angebote mit großer Nachfrage. Zunächst analysiert sie mit ihren Klienten die Ursachen für deren Probleme, die durch Hypnose gelöst werden können. In den meisten Fällen geht es darum, das Selbstwertgefühl zu heben, bzw. das Selbstbewusstsein zu stärken, Blockaden zu lösen, Ängste zu therapieren.
Mein Körper fühlt sich schwer an und warm. Mit jedem Atemzug sinkt die Entspannung tiefer in ihn ein. Mit den Worten von Anja Winkelmann entstehen schöne Bilder, die ich mir mit meinen Erfahrungsbausteinen selber zusammen puzzle. Zur Entspannung suche ich mir lieber eine Fußmassage aus als die Vorstellung, einen Tag mit Büchern am Pool zu verbringen – und mache dabei die interessante Erfahrung, dass ich keinesfalls willenlos in die hypnotische Trance gehe.
Mein Unterbewusstsein werde die wohligen Vorstellungen aufnehmen, als fänden sie in Wirklichkeit statt. Dementsprechend entspannt werde ich aus der Hypnose erwachen, hatte Anja Winkelmann vorher erklärt.
„Hypnose öffnet einen Raum, in dem neue Gewohnheiten entwickelt werden können“, sagt die Therapeutin. Ihr Grundsatz: Durch die Wiederholung von positiven Gedanken können wir uns zu einem allgemein positiv denkenden Menschen trainieren – wie ein Sportler, der in Gedanken hundertmal als Sieger durchs Ziel läuft.
„Die Welt ist das, was ich von ihr denke“, Anja Winkelmann rät ihren Klienten, immer nach dem Positiven zu suchen. Wenn es sehr schwer fällt, Positives zu finden und sich so anfühlt, als würden man sich selbst belügen, sei es wohl höchste Zeit, sich aus dieser Situation heraus zu nehmen, meint die Expertin und dass sich erfahrungsgemäß die meisten großen Veränderungen durch solche Konflikte ankündigen. Krisen erweisen sich im Nachhinein als der Not-Ausstieg aus der bisherigen Situation. „Denn die meisten wachen erst auf, wenn alle Alarmglocken schrillen. Wenn es ihm super geht, hat der Mensch keinen Anlass, sich aus dem Wohlfühlbereich heraus zu bewegen – auch wenn es seiner eigenen Entwicklung gut täte“, weiß die Fachfrau auch aus eigenem Erleben. Aber so sei der Mensch nun mal. Es falle ihm für gewöhnlich schwer, sich auf etwas einzulassen, was er nicht kennt.
Positives Denken ist immer eine Frage des „Jetzt“, betont Anja Winkelmann. „Wer seine Lebensbalance immer wieder neu austariert, entwickelt Strategien, um sich im Jetzt wohlzufühlen. Sich lange mit problembehafteten Gedanken in der Vergangenheit aufzuhalten oder Zukunftssorgen herbei zu denken, würde nur dazu führen, dass man sich im ,Jetzt‘ auch noch schlecht fühlt.“
Genau: Ich möchte mich im „Jetzt“ wohlfühlen und dieses positive Erleben der Momentaufnahme als eine Art Urvertrauen mit in die Zukunft nehmen. „Geben Sie Ihrem Gehirn 21 Tage lang nur positive Gedanken. Dann hat das Bewusstsein gelernt, seine Wahrnehmungen insgesamt positiv auszurichten“, meint Therapeutin Winkelmann und vermittelt auch gern die Technik der Selbsthypnose. Mit etwas Disziplin also kann ich mich in der täglichen Selbsthypnose diesem Ziel nähern? Je weniger negative Gedanken am Tag – umso schneller? Sie lacht. „Das Zeitfenster ist individuell unterschiedlich. Aber im Prinzip: Ja.“