In der Firma „Reinecke Holzbearbeitung“ duftet es angenehm nach frischem Holz. „Gehen Sie mal geradewegs durch die zwei Türen, der Chef ist in seinem Büro.“ Später ist von Frank Reinecke zu erfahren, dass diese Türen die spezielle Aufgabe haben, den lauten und den geräuscharmen Werkstattbereich voneinander zu trennen. Und von dem würzigen Duft des frischen Holzes kann man bedenkenlos einen tiefen Atemzug nehmen. Reinecke arbeitet mit heimischen Hölzern – und bearbeitet sie mit allergenfreien Stoffen.
Licht durchflutet die Werkstatt. „Ich gehe manchmal mit dem Außenblick durch die Räume und frage mich kritisch, ob ich selber gern bei mir arbeiten würde“, sagt der 42-jährige Chef. „Wer für seine Kunden schöne neue Möbel tischlert, sollte das auch unter bestmöglichen Arbeitsbedingungen tun können.“
Seine 13 Mitarbeiter haben einen Altersdurchschnitt von etwa 30 Jahren. Allesamt sollen sie noch etliche Jahre fit und gesund – und bei ihm in der Firma bleiben. „Wir sind ein gutes Team“, sagt Reinecke. Solch eine positive Arbeitsatmosphäre stelle sich allerdings nicht allein dadurch ein, dass die Arbeitsplätze gesundheitsschonend eingerichtet werden.
Seit 1948 ist das Familienunternehmen in Ilsenburg im Harz ansässig. Frank Reinecke ist der Enkel des Gründers – und geht mit der Zeit. Besser gesagt: Er läuft; betreibt diesen Sport in Wettkampfqualität. Beim Langstreckenlauf durch die Berge lässt er den Alltagsstress hinter sich. Ein Chef, der in seinem Handwerksunternehmen mitarbeitet, ist physisch und psychisch stark beansprucht. Da hat Reinecke mit der Zeit gelernt, sich auch um sich selbst zu sorgen, damit der Laden läuft.
Frank Reinecke ist sich seiner sozialen Verantwortung als Chef bewusst und hat sich in Mitarbeiter-Führung weitergebildet. Dass er die Arbeit seiner Angestellten wertschätzt, zeigt er, in dem er ihnen Aufträge kompakt als eigenverantwortliches Projekt überlässt.
Chef-Autorität wurde zu Zeiten seines Großvaters noch anders definiert. Die Gesellschaft hat sich verändert. Jeder möchte als Persönlichkeit geachtet werden. „Wir sitzen alle in einem Boot. Und ich als Inhaber bestimme, wo es lang geht. Aber ich begründe meine Entscheidungen, damit sie jeder hier nachvollziehen kann“, betont der Firmeninhaber. Er hat gute Erfahrungen gemacht mit diesem Führungsstil. Und hat einen Prozess ins Rollen gebracht. Die Kollegen sprechen auch untereinander ihre Probleme an und bringen gegenseitiges Verständnis auf.
Allerdings gäbe es auch Stressfaktoren, meint Reinecke, die er kaum verhindern könne. Das seien nicht zu realisierende Erwartungen seitens der Kunden etwa oder Zeitdruck, der von ihnen aufgemacht wird. „Dann stärke ich meinen Leuten den Rücken und sage ihnen, dass sie alles richtig und gute Arbeit gemacht haben“, sagt der Chef. „Das baut sie wieder auf.“