Wer in den Pflegeberuf geht, tut das oft mit Freude und aus wortwörtlicher Berufung. Doch mittlerweile sorge die demografische Entwicklung in dieser Branche für eine Doppeldeutung von „gesund pflegen“, sagt Ralph Angerstein. Der Blankenburger Unternehmer ist Mitbegründer und Geschäftsführer des Instituts für Zukunftsorientierte ArbeitsGestaltung IZAG. Er weiß: „Neben dem Wohlbefinden der steigenden Zahl an Pflegebedürftigen rückt die Gesundheit des zahlenmäßig abnehmenden und älter werdenden Pflegepersonals immer mehr in den Fokus der ambulanten und stationären Pflegedienste.“ Die Nachwuchsgewinnung inbegriffen seien Unternehmen im Gesundheitswesen perspektivisch nur dann erfolgreich, wenn sie Bedingungen schaffen, die der Gesunderhaltung der eigenen Mitarbeiter dienen, sagt Angerstein.
Die IZAG schließt sich der bundesweiten Initiative „Neue Qualität der Arbeit“ an und begleitet Sachsen-Anhalts kleine und mittelständische Betriebe auf dem Weg zu einer guten Unternehmenskultur. In Kooperation mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung MDK, der Gesundheitskasse AOK, dem Sozialministerium und mit den Arbeitsagenturen knüpft IZAG das stetig größer werdende „Netzwerk Pflege“. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Arbeit steht der Transfer des vorhandenen Wissens über gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen in die Pflegeinrichtungen. Denn: Allein durch Umschulungen neue Pflegekräfte zu generieren, sei ein Trugschluss, sagt Ralph Angerstein. Es gehe vielmehr darum, den Pflegeberuf für junge Menschen attraktiv zu gestalten.
Oase: Wer kann sich in dem Netzwerk Pflege gut aufgehoben fühlen?
Ralph Angeratein: Alle Akteure, die als Freiberufler oder als nichtstaatliche Unternehmen im Gesundheitswesen tätig sind.
Oase: Worauf legen Sie den Fokus in Ihrer Beratungstätigkeit?
Ralph Angeratein: Das sind die Arbeitsbedingungen und der Arbeitsschutz in kleinen und mittelständischen Unternehmen, die keine eigene Sicherheitsfachkraft dafür haben. In diese Betriebe kommen wir mit unserem Expertenteam und führen die gesetzlich vorgeschriebenen Schulungen durch.
Oase: Kann sich jeder Betrieb bei Ihnen melden?
Ralph Angeratein: Wir kommen zu allen, die in der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege unfallversichert sind. In Sachsen-Anhalt sind das zirka 800 Betriebe. Die BGW bezahlt auch diese Schulungen für ihre Mitgliedsunternehmen.
Oase: Worauf konzentrieren sich die Schulungen inhaltlich?
Ralph Angeratein: Wir helfen zum Beispiel den ambulanten wie auch den stationären Pflegeinrichtungen, sich auf die demographisch bedingten Veränderungen gut vorzubereiten. Das betrifft u.a. eine klare Organisationsstruktur und störungsfreie Arbeitsprozesse. Für die Beschäftigten müssen Rahmenbedingungen gegeben sein, die ihre Leistungsfähigkeit erhalten und langfristig sichern. Ein wertschätzendes Betriebsklima aber auch betriebliche Weiterbildungen spielen dabei eine wesentliche Rolle. Im Zeitalter der Digitalisierung und Technisierung können gute Voraussetzungen für die Erleichterung der Pflege geschaffen werden.
Unsere Schulungen dienen der körperlichen wie psychischen Gesunderhaltung des Pflegepersonals. Der Themenbogen reicht von den täglichen Autofahrten der mobilen Pflegedienste bis zum Umgang mit bestimmten Krankheitsbildern wie etwa Demenz.
BU: Yvonne Weinberg, Inhaberin des Pflegedienstes „Leben Daheim“, lässt sich von IZAG-Geschäftsführer Ralph Angerstein hinsichtlich einer wortwörtlich „gesunden“ Unternehmenskultur beraten.
