Beruflich war Yvonne Weinberg ursprünglich im Reich der Zahlen zu Hause. Mit dem Pflegeberuf kam die Diplombetriebswirtin aus Quedlinburg das erste Mal in Berührung, als ihr Vater eine häusliche Krankenpflege in Anspruch nehmen musste. Mit dem Blick von außen und aus der Sicht der liebenden Angehörigen sah sie einiges, was hätte besser laufen können. Ihre Ideen dazu – ausgestattet mit den gehörigen Portionen von Unternehmergeist und Risikobereitschaft – setzte sie 2014 in die Praxis um und gründete ihren eigenen mobilen Pflegedienst „Leben Daheim“. Mittlerweile hat sie neun Mitarbeiterinnen in Quedlinburg und Schönebeck angestellt.
„Ebenso gut und gern wie mit Zahlen arbeite ich mit Menschen“, sagt die heute 37-Jährige und erzählt, wie viel Dankbarkeit ihr von den Kunden entgegengebracht wird. Man könne so viel geistigen Reichtum aus den Gesprächen mit älteren Menschen schöpfen; vorausgesetzt natürlich, man „dürfe“ sich genügend Zeit nehmen etwa für die professionelle Behandlung, für die hauswirtschaftliche Versorgung, für Beratung und nicht zuletzt für das Gespräch bei
einem Kaffee, sagt Yvonne Weinberg. Sie sieht hier auch den größten Stressfaktor für die Pflegedienstleistenden. Die stehen unter enormem Zeitdruck. Das macht auf die Dauer krank und demotiviert. „Aus diesem Grunde ist es sehr schwer, Fachpersonal zu finden bzw. junge Menschen, die den Pflegeberuf erlernen möchten“, musste Yvonne Weinberg gerade in der Aufbauphase ihres Unternehmens erfahren. Eben darum möchte sie in ihrem Pflegedienst attraktive Rahmenbedingungen zur Gesunderhaltung der Mitbarbeiter bieten. „Jeder hat Anspruch auf Zeit – der Kunde wie auch mein Personal“, sagt sie. Die Expertin im Umgang mit Zahlen kam zu dem Rechen-Ergebnis: „Wenn ich finanziell Abstriche mache und meinen Mitarbeiterinnen an Zeit hinzugebe, gewinnen wir trotzdem. alle “
Inzwischen ist die Gründerin im Behandlungspflegebereich ausgebildet und arbeitet auch als Chefin im praktischen Team mit. Sie kann gut einschätzen, in welchem Zeitfenster eine gute Betreuungsleistung möglich ist. Und weiß ebenso: Die Arbeit mit Menschen ist immer auch mit Emotionen verbunden, was zu Konflikten führen kann. Ihr Personal will sie gut vorbereiten auf die Bewältigung von derart Stress-Situationen. Ein beratender Partner an ihrer Seite ist das Institut für Zukunftsorientierte ArbeitsGestaltung IZAG. Sie selbst habe gelernt, sich der Probleme in ihrem Team anzunehmen und regelmäßige Mitarbeitergespräche zu führen, sagt die Chefin. Und: „Kommunikation ist die Basis für eine gute stressfreie Unternehmenskultur.“
Yvonne Weinberg will ein positives Betriebsklima schaffen. Dazu gehört, dass sie ihren Angestellten Weiterbildungen genehmigt – auch als eine Art Wertschätzung, als Zeichen des Zutrauens und Vertrauens. „Die Erweiterung der fachlichen Kompetenzen tut der persönlichen Entwicklung meiner Mitarbeiter gut – und ebenso meinem Unternehmen“, sagt sie. Mit der Erweiterung ihrer fachlichen Angebote erweitert sie auch ihren Kundenkreis – und die Zahl der Angestellten. „Die kommen gern zur Arbeit“, sagt die Chefin und zweifache Mutter. Ihr ist es eine Herzensangelegenheit, für Frauen mit Kindern gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. Über Fluktuation muss sich Yvonne Weinberg nicht beklagen. Wer übrigens ein Praktikum machen möchte, um festzustellen, ober er sich im Pflegeberuf wohlfühlt, findet bei „Leben Daheim“ offene Türen.
Das Rechenexempel der studierten Betriebswirtin scheint aufzugehen.
