Der Winterspeck muss weg: Wir essen weniger, reduzieren die Kalorienzufuhr, folgen diversen Ernährungsratgebern – trotzdem will das Abnehmen nicht gelingen. „Weil es kein Allgemeinrezept gibt, jeder Mensch hat seinen individuellen Stoffwechsel“, sagt Iris Herting. Die Ernährungswissenschaftlerin kann aber doch einige entscheidende Tipps zum gesunden Abspecken geben.
Oase: „Essen macht Spaß, viel essen macht viel Spaß“ tut der Volksmund kund. Spricht er damit aus, warum Diäten nicht funktionieren, nämlich weil wir dabei auf eine große Freude verzichten?
Iris Herting: Die Freude am Essen muss uns auch bei einer gesunden Ernährung erhalten bleiben. Mal abgesehen von denen, die wirklich zu viel essen, bringt eine Reduktion wenig. Es kommt vielmehr darauf an, was wir essen.
Oase: Wovon kann ich so viel essen, wie ich möchte?
Iris Herting: Um das herauszufinden, muss man überlegen, welches Obst und Gemüse gerade saisonal und möglichst regional verfügbar ist bzw. aus der letzten Ernte lagert. Zwischen dem Zustand, wie wir das Obst und Gemüse von der Natur bekommen und dem, wie es dann bei uns auf dem Teller liegt, sollten nicht mehr als zwei Verarbeitungsschritte liegen. Manches braucht man nicht einmal zu kochen. Blumenkohl zum Beispiel, Brokkoli, Grünkohl können auch roh zubereitet werden. Die Faustregel: Pro Tag sollte ein Drittel unserer Nahrung aus Rohkost bestehen.
Oase: Warum?
Iris Herting: Alles, was unter 40 Grad thermisch behandelt wird, behält eine unglaublich hohe Dichte an Mikronährstoffen – Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe, Enzyme, essentielle Amino- und Fettsäuren. Der Körper braucht sie für seine Stoffwechselprozesse. Ohne eine ausreichende Zufuhr von all diesen Stoffen entsteht ein Mangel im Organismus, durch den der Stoffwechsel träge werden und übersäuern kann. Typische Anzeichen sind Verdauungsbeschwerden, Müdigkeit, Kopf-und Gliederschmerzen, Haarausfall, Blässe und Schlafstörungen.
Oase: Worin sind besonders viele Mikronährstoffe enthalten?
Iris Herting: In rotem und orangenem Gemüse und in tief grünem; auch in den grünen Blättern von Salat und Kräutern wie Löwenzahn, Sauerampfer, Rucola, Kresse ..., ebenso in Sprossen und gekeimten Samen. Und im Obst.
Oase: Ist der Fruchtzucker gesünder als der raffinierte Zucker?
Iris Herting: Auch hier gilt: Wenn es keinen Verarbeitungsschritt dazwischen gibt, wenn also der Zucker direkt aus der Frucht stammt, wird er vom Körper ganz anders verarbeitet. Darum darf das Verlangen nach Süßem ruhig mit frischem oder getrocknetem Obst gestillt werden.
Oase: Wann wirken die Mikronährstoffe am besten?
Iris Herting: Das perfekte Frühstück beginnt mit Obst auf leeren Magen. So wird der Stoffwechsel von den Mikronährstoffen angekurbelt. Danach kann das „normale“ Frühstück folgen. Auf die Mittagsmahlzeit kann der Organismus etwa mit einer rohen Paprika, einem Salat oder rohem Gemüse vorbereitet werden. Gleiches gilt für das Abendbrot. Dem Rohkostteller sollte generelll wieder die Aufmerksamkeit geschenkt werden, die er früher einmal hatte.