Wann ist es Zeit, etwas im Leben zu verändern? – Als ihre kleine Tochter die Woche über vom Vater versorgt wurde, während sie in einer weit entfernten Stadt arbeitete, machte ihr die Arbeit zunehmend keinen Spaß mehr, erzählt Daniela Kroll. „Es kommt der Punkt, an dem man das Gefühl hat, ein Neuanfang muss her“, sagt die Genthinerin und dass sie sich den 45. Geburtstag als Markierung gesetzt hatte. „Bis dahin muss eine Entscheidung stehen“, war ihr Ziel. Sie hat es geschafft. Vor einem halben Jahr, im Alter von 45 Jahren, trat sie mit einem Pilates- und Fitness-Studio in die Selbständigkeit.
„Sport war schon immer ein roter Faden in meinem Leben“, erzählt sie. Aber ebenso sei Bürokauffrau von Kindesbeinen an ihr Traumberuf gewesen. Wahre Oasen waren ihr das Büro der Mutter und diverse Schreibwarenläden. Als Organisationstalent und als gut strukturiert beschreibt sich die gebürtige Ostberlinerin. In den wirtschaftlichen Turbulenzen in der gesamtdeutschen Stadt der 1990er-Jahre „trainierte“ die sportliche Frau ihre berufliche Flexibilität. Neue Anstellungen waren für sie immer auch Entwicklungsschritte. Sie bildete sich weiter zur Hotelfachfrau, legte sogar ihr erstes juristisches Staatsexamen ab und spezialisierte sich auf Arbeitsrecht. Sie führte die Personalbüros von großen Firmen. Immer stieg sie eine Sprosse höher auf der Karriereleiter.
Aber als sie dann eine Familie hatte und wegen ihrer Arbeit von Mann und Kind getrennt war, habe sich ihr Zimmer mit Fitnessgeräten gefüllt. Denn auch der Sport sei ihr schon immer eine Oase, sagt Daniela Kroll und zählt auf: im Kindergarten und in der Grundschule Gerätturnen, später viele Jahre Artistik.
„Wenn ich mich selbst befragte, wo und wie ein besseres Leben zu finden sei, kamen mein Zuhause in Genthin und der Sport in den Antworten vor.“ Träume wahr werden zu lassen, muss nicht gleichsam bedeuten, sich blindlings in ein Abenteuer zu stürzen „Es ist wichtig, sorgfältig abzuwägen, wofür ich Geld, Sicherheit, Lebensstil, Anerkennung im Job, ... aufgebe“, sagt Daniela Kroll und zählt auf, was deutlich schwerer in der Waagschale liegt: „Meine Tochter nachmittags von der Schule abholen, mit ihr Hausaufgaben machen; regelmäßig Essen kochen; abends gemeinsam Zeit mit meinem Mann verbringen ...“ Was für andere der normale Alltag ist, fühlt sich für Daniela Kroll als das ganz Besondere an.
Finanzielle Einschränkungen müsse man realistisch mit einplanen, damit man nicht so enttäuscht ist, wenn es wirklich so kommt, meint Daniela Kroll. „Dennoch treten immer mal existenzielle Ängste auf“, ist sie ganz ehrlich. Wer sich aber wie sie bewusst macht, dass man auch einen anderen Job machen kann, weil man noch andere Fähigkeiten und Stärken in sich trägt, hat gleich weniger Angst. Daniela Kroll ist achtsam und hält ganz bewusst die Momente fest, in denen sie deutlich spürt, dass ihre Entscheidung richtig war. Das Aufschließen ihres eigenen Pilates-Studios gehört dazu. An einer Wand hängen Urkunden, die weisen auf neue Ausbildungen hin, auf erweiterte Kompetenzen in Sachen Fitness, Ernährung und Entspannung.
„Freunde haben mich schon auf das Leuchten in meinen Augen angesprochen, wenn ich von meiner neuen Arbeit erzähle“, sagt Daniela Kroll und dass sie 100-prozentig hinter dem steht, was sie jetzt macht. „Wenn ich in mich hineinhorche, dann höre ich ein positives Herzklopfen.“