Shinrin-Yoku.life“ ist mehr als ein Markenzeichen, das Jörg Meier auf seinem Shuttle durch die Lande fährt. Shinrin Yoku ist sein Lebenselixier. Gäste, die er vom Bahnhof Minden abholt, wissen das; sie haben sich im Vorfeld über den deutschen „Pionier“ auf dem Gebiet des Waldcoachings informiert. Auch als „Waldbademeister“ wird er in den Medien bezeichnet. „Waldbaden“ ist die wörtliche Übersetzung von Shinrin Yoku, was allerdings in Japan viel mehr bedeutet. „Mit dem Glauben, dass auch die Pflanzen und Bäume eine Seele haben, wird dort das intensive Eintauchen in den Lebensraum Wald als ein sehr bewusster Aufenthalt in heilsamer Atmosphäre gestaltet“, erklärt Jörg Meier. In der Rede des 52-Jährigen schwingt die Mundart des heimatlichen Ruhrpotts mit. Dortmund: Wer noch nicht dort war, kennt zumindest die Tatort-Filmbilder aus dem Land der Steinkohle. Die Wälder im nahen Münster- und Sauerland seien für ihn immer ein beeindruckendes Kontrastprogramm zu den Gruben gewesen, sagt Jörg Meier.
Er lenkt seinen „Shinrin-Yoku.life“-Shuttle über die Weserbrücke. „Porta Westfalica“, deutet er mit einer Kopfbewegung in die Richtung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals, das hoch über der Westfälischen Pforte thront. Wir fahren dem Wiehengebirge entgegen. Dort führt der Shinrin-Yoku-Pfad von Jörg Meier durch seine eigene Waldparzelle mit naturbelassenen Laub- und Nadelbeständen. In diesem Teil des geschichtsträchtigen Teutoburger Waldes bietet der Coach seine Waldbäder an – vom Tagesspaziergang bis zum intensiven Wochenendseminar.
Seit 2015 führt Jörg Meier größere Gruppen zur ganzheitlichen Entspannung von Körper, Geist und Seele in diesen Wald, der bekanntlich schon Kraftquell für die Germanen im Kampf gegen die Römer war. 2017 eröffnete Meier hier den ersten Shinrin-Yoku-Pfad Deutschlands. Entspannendes Sehen, Fühlen Spüren, Hören, auch Schmecken – vier Stunden etwa brauchen die Sinne zum Loslassen von der Alltagshektik, so die Empfehlung von Waldmedizinern. Die gibt es inzwischen auch in Deutschland. Im ersten Heilwald Europas, in Heringsdorf auf der Ostseeinsel Usedom, führen Ärzte ihre Studien durch; erforschen wissenschaftlich die Wirkung des Waldes. „Erwiesen ist, dass für die Heilkraft des Waldbadens pflanzliche Botenstoffe verantwortlich sind. Diese Phytonzide können etwa den Blutdruck senken, die Stresshormone abbauen und die innere Ruhe fördern – was natürlich auch schwere Erkrankungen positiv beeinflusst“, sagt Jörg Meier. An seinem persönlichen Shinrin-Yoku-Pfad stehen sieben Bäume als Kraftorte.
Schon immer, erzählt Meier, habe er den Wald als einen Wegweiser zu Glück und Gesundheit, zu Erfolg und Zufriedenheit empfunden – und auch bewusst genutzt als Ausgleich zu anderen beruflichen Themenfeldern. In den 1990er Jahren war er als Medienberater aktiv dabei, in den neuen Bundesländern neue Verlagsstrukturen zu etablieren. In der ostsächsischen Oberlausitz hat er beispielsweise in den Städten Bautzen, Görlitz und Zittau ein Wochenblatt mit aufgebaut, das bis heute erfolgreich ist. Dabei hat er wertvolle Erfahrungen für sein nachfolgendes Berufsleben gesammelt.
Auch die, dass tiefgreifende Veränderungen am Arbeitsplatz nicht spur- und schadlos an den Menschen vorbeigehen. „Ich erkannte bald, dass man solche Prozesse psychologisch begleiten sollte – und habe gespürt, dass ich selber das gut kann“, sagt Jörg Meier und erzählt von seinen Ausbildungen, die er für dieses weitere Berufsfeld absolvierte.
Inzwischen betreibt er neben seiner Agentur für Verlagsdienstleistungen auch eine Praxis für Personal Coaching und Atemtherapie. Es ist absolut nachvollziehbar, dass er jegliche Beratungstätigkeit gern unter freiem Himmel in einer weitestgehend vom Menschen ungestörten Natur durchführt. Er bezeichnet das als „Medizin zum Einatmen“. Nicht zuletzt auch seinem turbulenten Familienleben mit drei Kindern tue die Waldluft direkt vor der Tür des historischen Bauernhauses gut. Allerdings drängt sich angesichts seines Arbeitspensums die Frage auf, ob ein Tag im Wald mehr als 24 Stunden hat? Jörg Meier schmunzelt und spricht von seinem inneren Ansporn, jeglicher Arbeit einen Spaßfaktor zu entlocken. Schon in der Schulzeit habe er viel Energie in die Suche nach freudvollen (Um)Wegen der Arbeitsverrichtung investiert. Dass auch ihn manchmal der Stress überfalle, gibt er offen zu. Dann verordnet er sich den Spaziergang durch den Wald als bewährtes Mittel zum Runterkommen. „Ein paar Stunden, dann habe ich wieder zu meiner inneren Kraft gefunden“, sagt Meier und erzählt von seinem Schlüsselerlebnis 1993 beim Eintauchen in die Tiefen des Regenwaldes von Costa Rica. „Was ich da empfunden habe, suche ich seitdem immer wieder. Und muss feststellen, dass dieses Gefühl auch in deutschen Wäldern zu finden ist. Selbst die 200 Jahre alte Eiche hinter meinem Haus erfüllt diesen Zweck.“
Weitere Informationen finden Sie auch unter www.bvwa.org