„Irgendwo blüht die Blume des Abschiedes und streut immerfort Blütenstaub, den wir atmen, herüber: Auch noch im kommendsten Wind atmen wir Abschied.“
(Rainer Maria Rilke)
Dem Leben einen würdigen Abschied geben
Jeder Mensch ist eine Persönlichkeit – gezeichnet vom Leben, einzigartig und besonders – das erfahre ich in meiner über 30-jährigen Berufstätigkeit als Journalistin immer wieder: Jeder Mensch hat etwas „Eigenes“, etwas „Besonderes“, das seine Persönlichkeit auszeichnet. Vor allem auch jenen, die von sich meinen, gar nicht so besonders zu sein, lässt sich eine beachtenswerte Lebensgeschichte entlocken.
Seit drei Jahrzehnten unterhalte ich mich mit Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen unserer Gesellschaft. Ich höre ihnen zu, schreibe ihre Lebensgeschichte(n) auf. Wenn die Porträtierten, dann rückmelden, sich „wiederzufinden“ in den Geschichten, ist das eine besondere Anerkennung für mich.
Bevor ich 1991 in den Journalismus wechselte und zur Magdeburger Volksstimme kam, arbeitete ich in Halberstadt in meinem studierten Beruf als Diplomlehrerin für Deutsch und Russisch.
An der Schwelle in mein neues Berufsleben stand ein ganz besonderer Kollege, Redakteur, Journalist, Mensch. Als eine Art „Meisterlehrer“ seiner schreibenden Zunft vermittelte er mir nicht nur das „Handwerk“. Mit ihm an der Seite entschlüsselte ich die Geheimisse guter Reportagen.
Als dieser Freund und Kollege vor ein paar Jahren starb, erzählte ich der Trauergemeinde von dem Menschen, wie ich ihn kennengelernt hatte; von den Episoden, die ich mit ihm erlebte; von seiner Bedeutung als mein Weg-Weiser. Und ich spürte, dass mir dieser besondere Freund über seinen Tod hinaus den Weg weist in eine weitere Facette unseres schönen Berufes – dieses Mal als Trauerrednerin. Für mich schließt sich hier ein Kreis des Wirkens innerhalb meiner Berufung: Ich höre zu und schreibe die LebensGeschichten von Menschen auf – lustige und traurige, erheiternde und nachdenkliche. Sie sollen den jeweils Hinterbliebenen wie Sterne den schweren Weg erhellen und die Gewissheit geben, dass ihre Verstorbenen besondere Menschen waren.
Da fällte ein Stern! Und unser Wunsch an ihn,
bestürzten Aufblicks, dingend angeschlossen:
Was ist begonnen, und was ist verflossen?
Was ist verschuldet? Und was ist verziehn?“
(Rainer Maria Rilke)